Die Ziele der Entwicklung
Um sich mit einer neuen Maschine gegen die etablierte Konkurrenz behaupten zu können, gab es im Wesentlichen 4 Ziele, die man für potentielle Kunden erkennbar erfüllen sollte.
- Die Maschine muss italienischen Espresso und Cappuccino hinbekommen.
- Sie muss technisch attraktiv sein.
- Sie muss gefallen.
- Sie muss ‚made in Germany‘ sein.
Der erste Punkt ist leichter erfüllbar, als man glaubt. Mit passender Mühle und Röstung hat man schon sehr viel erreicht und die Maschine darf dann nur noch nicht allzu viel falsch machen. Eigentlich kann man sagen: Die meisten Siebträgermaschinen werden das konstruktionsbedingt leisten.
Der zweite Punkt ist schon etwas schwieriger. Dafür gibt es 2 Gründe. Zum einen ist das ‚Konzept Siebträger‘ an sich schon fast ausreichend, guten Espresso und Cappuccino zu gewährleisten. Und zum anderen gibt es eine technische Umsetzung für eine Siebträgermaschine, die seit Anfang der 60er Jahre den Markt beherrscht: Maschinen mit sog. E61-Brühgruppen. 1961 haben italienische Techniker ein sehr gutes System entworfen, nach dem bis heute die meisten Maschinen gebaut werden. Mit dem Wegfall des Patentschutzes hat sich die Marktdurchdringung noch weiter gesteigert. Maschinen mit E61-Gruppen haben einige Vorteile: Die Gruppen kann man für wenig Geld kaufen und die Maschinen laufen mit einem sehr geringen technischen Aufwand sehr gut. Außerdem erkennen potentielle Kunden Maschinen mit dieser Gruppe ganz leicht als richtige Espressomaschinen: Maschinen mit E61-Gruppe haben den Verkaufserfolg quasi schon eingebaut und müssen nicht erklärt werden.
Aber sie haben auch Schwächen, die mangels Alternativen jedoch akzeptiert sind. Das ist ein wenig so wie mit Verbrennungsmotoren bei Autos: Man weiß was „200 PS“ bedeuten und akzeptierte bislang stillschweigend die Zerstörung der Umwelt durch die Nutzung — mangels verfügbarer und gleichwertiger Alternativen.
Der wesentliche Vorteil der Maschinen ist auch deren wesentlicher Nachteil: Baut man die Maschine genau nach diesem Muster, dann verzichtet man im Prinzip auf jede Möglichkeit einer technisch sinnvollen Weiterentwicklung. Natürlich werden die simplen Steuerungen durch ausgefeiltere Elektroniken mit Display ersetzt, nur erzielt man dadurch in unseren Augen keine echten Verbesserungen: das System läuft mit und ohne aufwändige Steuerung gut.
So brauchen die allermeisten E61-Maschinen in der sehr häufig angewendeten klassischen Umsetzung (als Wärmetauschermaschine) einen sog. Coolingflush vor dem Bezug von Espresso. E61-Maschinen brauchen in der Regel immerhin an die 30 Minuten, bis sie ausreichend durchgeheizt sind, was im Hausgebrauch vielfach zu lange ist. Die Maschine deswegen durchlaufen zu lassen, ist eine ziemliche Energieverschwendung.
Es gibt noch eine Reihe anderer Punkte auf der Wunschliste von Kunden, die zwar nicht bewirken, dass der Espresso besser wird — sie sind aber durchaus interessant, wenn es darum geht, sich von der großen Masse der fast identischen und funktionsgleichen Maschinen abzuheben, also sinnvolle und auffällige USPs zu schaffen. Mehr dazu weiter unten.
Der dritte Punkt ist natürlich eine Geschmacksfrage. Manche Kunden lieben die wuchtige Optik der E61-Gruppe. Viele Leute bevorzugen aber für den Privatbereich eher kleine Maschinen mit dezent-elegantem Aussehen. Und das kombiniert mit der Konfigurierbarkeit macht unsere Maschine sehr attraktiv. Mehr dazu weiter unten.
Der vierte Punkt ist dadurch erfüllt, das wir selber produzieren.
Wir haben 2012 begonnen, diese Punkte zusammenzutragen und dann die Umsetzbarkeit geprüft und bewertet. Es wurde ein 3D-Modell entworfen und über einen Zeitraum von 1,5 Jahren wurde das Konzept verfeinert und die Lieferanten gesucht. Gerade die Suche nach Teilen und die Fertigung haben enorme Schwierigkeiten bereitet. Zum Teil hatten Hersteller keinen Wunsch, geringe Stückzahlen oder gar Muster zu fertigen. Oder erst zugesagt und dann ihre Zusage zurückgezogen. Oder sie haben Muster gefertigt und dann eine richtige Produktion nicht hinbekommen. Wir haben jedenfalls viel Aufwand in dieser Zeit getrieben und sehr viel Zeit auf die Suche nach unseren Lieferanten verwendet. Dieser Prozess dauerte bis Mitte 2016.
Immerhin gelang es Ende 2014, einen Prototypen zu bauen und dessen Eignung zu belegen. Dazu wurden Hunderte Messungen in der Brühgruppe und im Kaffeemehl vorgenommen und ausgewertet um weiter zu optimieren. Wir haben dazu bereits existierende Messverfahren verwendet und zur Gegenprobe eigene Messwerkzeuge gebaut. Ungefähr 100 Mal wurde der Prototyp demontiert, verändert und neu vermessen, bis wir eine Konstellation hatten, die gepasst hat. Man kann solche Messungen hier verfolgen: https://vimeo.com/288944544 .
Mit diesem Prototypen und den Messergebnissen sind wir im Dezember 2014 an die Öffentlichkeit gegangen und haben in 2015 den gesamten Entwurf mit der Community (www.kaffenetz.de) durchgesprochen. Da kamen noch viele gute Ideen zusammen, die umgesetzt wurden. Am Ende hatten wir das Optimum an Akzeptanz erreicht und konnten den Schritt in die Produktion wagen.
Es war eine lange Diskussion. Sie hat sich aber wirklich für uns und unsere Kunden sehr gelohnt. Denn wir haben 2016 ein in jeder Hinsicht ausgereiftes Produkt auf den Markt gebracht.
Technische Attraktivität — 2. Ziel
Mit einem leicht veränderten Ansatz kann man aus dem ‚Konzept Siebträger‘ einige Vorteile herausholen. So setzen wir zum Beispiel nicht die Standard-Steuerungen ein, die nahezu alle Maschinen nutzen. Wir haben basierend auf dem OpenSource-Projekt ‚Arduino‘ eine Steuerung entwickelt, die wir selber programmieren und mit nützlichen Funktionen versehen können.
Über zusätzliche Heizpatronen in der Brühgruppe bekommen wir die Maschine nicht in den üblichen 30 Minuten auf Temperatur, sondern unterschreiten diesen Wert um knapp 20 Minuten (auf ca. 12–13 Minuten). Das wird durch ein gezieltes Überheizen in der Startphase möglich (mit 150-Watt-Patronen sogar auf unter 10 Minuten): https://www.xenia-espresso.de/der-trick/
Wir haben auch die Ausführung des Wärmetauschers überdacht und geschaut, wie man den lästigen Coolingflush vermeiden kann.
Normalerweise ist der Wärmetauscher ein nach unten geschlossenes Tauchrohr oben im Kessel, das immer mit Wasser gefüllt ist. Das Wasser nimmt nach einigen Minuten Standzeit die hohe Kesseltemperatur an, überhitzt und verbrennt den ersten Espresso.
Um das zu vermeiden braucht man dann den Coolingflush. Ab wann und wie viel Wasser entfernt werden muss, kann man nicht pauschal festlegen — man muss das nach Gefühl und Erfahrung machen.
Wir haben deswegen den Wärmetauscher von oben nach unten in Form eines schlanken Rohres durch den Kessel geführt und unten ein Ventil installiert, das nach dem Bezug öffnet und den Wärmetauscher leerlaufen lässt.
Damit haben wir bei jedem Bezug gleiche Start-Bedingungen: Jeder Bezug beginnt mit frischem Wasser in Zimmertemperatur. Es wird im Wärmetauscher auf Espressotemperatur gebracht und erfährt keine Überhitzung durch die Standzeit im Wärmetauscher. Diese Maßnahme ist sehr einfach, sehr effektiv und macht die Nutzung der Xenia sehr viel unkomplizierter. Der einzige Unterschied für den Kunden: nach dem Bezug faucht die Maschine etwas — was auf dem Weg ist, so etwas wie ein Markenzeichen oder Symbol für die durchdachten technischen Umsetzungen der Maschine zu werden. Hier ist das genauer erklärt: https://www.xenia-espresso.de/effektiver-waermetauscher/ bzw.: https://www.xenia-espresso.de/thermischerausgleich/
Neben diesen rein technischen Features (von denen es noch viel mehr gibt) gibt es auch weitere Eigenschaften, die sehr praktisch sind. So haben wir die einzige Maschine in diesem Segment, die einen seitlichen Tankeinschub hat. In der Regel stehen ¾ aller Maschinen unter Hängeschränken und wenn man eine 25–30 kg schwere Maschine hervorziehen muss, um den Wassertank aufzufüllen, dann weiß man, was so ein Tankeinschub bei einer sogar leichteren Xenia an Komfort und Akzeptanz in der Familie mit sich bringt.
Design — 3. Ziel
In der Regel steht die Espressomaschine in der Küche. Deswegen ist es wichtig, dass die Maschine eher klein ist, dezent und elegant wirkt und idealerweise leicht zu reinigen ist. So haben wir unter anderem das üblicherweise kantige Design dadurch gefälliger gemacht, dass wir die vordere Blende an den Kanten abgeschrägt haben.
Die Brühgruppe ist deutlich kleiner und wirkt ‚leichter‘ als die E61-Gruppe. Sie erscheint mit den gerundeten Kanten sehr schlicht und geradlinig und dominiert die Maschine nicht.
Insgesamt ist die Maschine auch nur 27 cm breit und passt zusammen mit einer Mühle auf kleine Beistelltische wie den Servierwagen Bekväm von Ikea.
Nahezu alle anderen Maschinen werden mit einem Gehäuse aus Edelstahl spiegelnd angeboten. Das sieht zwar schick aus, sticht aber in vielen Kücheneinrichtungen auffällig heraus und ist putzintensiv. Wir bieten zwar auch spiegelndes Edelstahl als Standardvariante an, aber die Mehrzahl der Kunden zieht satinierte oder farbig beschichtete Blenden vor. Diese sog. Eloxalfarben stammen aus der Felgenveredlung und sind leicht rau, wirken aber nicht stumpf. Sie sind sowohl optisch als auch haptisch sehr überzeugend. Hier kann man sich von der Begeisterung der Kunden für ihre schönen Maschinen ein Bild machen — das sind alles Bilder von Kunden: https://www.xenia-espresso.de/impressionen/
Zu diesem Thema gehören auch Alternativen für die üblichen Griffe aus Plastik. Hier setzen wir in 1. Linie auf Holz — vorwiegend auf Olivenholz, weil es sehr gut zu Italien und Espresso passt. Die Griffe fertgten wir bis letztes Jahr selber und kauften dazu gefällte Olivenbäume aus Süddeutschland oder Spanien ein.